Tag des jüdischen Buches 2023

am 5. März 2023
Eine Veranstaltung des VJKW in Kooperation mit der ICZ Bibliothek


„Jüdische Biografien“

Ein Brief, eine Geburtsurkunde, die sich wiederholende Erzählung von Abenteuern und Erfolgen eines entfernten, mythologisierten Verwandten an Familienfeiern. Sie alle können Startpunkte sein, sich mit Biografien zu beschäftigen. Im Judentum geht es dabei oftmals auch um das Füllen einer Leerstelle – des eigenen Lebens und das der anderen. 

Was also sind “jüdische Biografien”? Wie entstehen sie und was macht sie eigentlich “jüdisch”? Der „Tag des jüdischen Buches“ möchte sich in diesem Jahr diesem Thema von verschiedenen Blickwinkeln aus nähern: Neben einer Anleitung zum eigenen biografischen Schreiben nehmen wir verschiedene (literarische) Beispiele in den Fokus und präsentieren in Lesung und Gespräch ganz unterschiedliche Zugänge zu jüdischen Lebensgeschichten. Zum Abschluss nähern wir uns dann zwei Berühmtheiten der Literatur über das Medium Film an – die Biografie einer tragischen Liebe?

Passend zum Thema findet zeitgleich in der ICZ Bibliothek eine Ausstellung zu „Jüdischen Biografien“ statt, die während der Veranstaltung besucht werden kann.


Das Programm

Ort: ICZ Bibliothek, Lavaterstrasse 33, 8002 Zürich
Eintritt frei; Ausweispflicht beim Betreten des ICZ-Gebäudes

Die ICZ-Bibliothek verfügt nur über eine begrenzte Anzahl an Sitzplätzen. Wir bitten Sie daher, sich frühzeitig für die Veranstaltung(en) anzumelden unter: anmeldung@vjkw.ch

11:00 Uhr 
Vom Buch des Lebens zur Autobiografie

Vortrag und Anleitung von Prof. Dr. Alfred Messerli (Zürich)

Nach biblisch-jüdischer aber auch neutestamentlicher Vorstellung enthält das ‚Buch des Lebens‘ ursprünglich eine Namensliste der Auserwählten. Es ist Ausdruck und Metapher für die Unverbrüchlichkeit des göttlichen Prädestinationsbeschlusses. Wer, und das von Beginn der Welt her, nicht drinsteht, wird wie nicht gewesen sein. Dieses Buch des Lebens wandelt sich im Laufe der Jahrhunderte zur Idee eines grossen Kontobuchs, worin die guten und schlechten Werke eines einzelnen eingetragen würden. Es wird zur von Menschen verfassten Lebensgeschichte, die mit dem Anspruch antritt, das Lebensbuch im Himmel durch ein irdisches und subjektives gültig zu ersetzen.

Nachdem einzelnen Autobiografien von Jüdinnen und Juden vorgestellt werden, soll das Publikum zum Verfassen der eigenen Lebensgeschichte gewonnen werden, um zugleich aber auch über die Hürden und Schwierigkeiten, denen die eigene Autorschaft begegnet, zu sprechen. Den zukünftigen Autorinnen und Autoren werden Mittel und Ratschläge zur Hand gegeben, um bei ihrem Projekt Autobiografie an diesen Widrigkeiten nicht zu scheitern.


ENTFÄLLT KRANKHEITSBEDINGT
14:00 Uhr 
Zürcherin, Jüdin, Wissenschaftlerin und Feministin: Marianne Miriam Wallach-Faller

Lesung und Gespräch mit Dr. Yvonne Domhardt (Ettenheim)
Moderation: Judith Stofer

Marianne Miriam Wallach-Faller (1942–1997), Zürcherin, Jüdin, Wissenschaftlerin und Feministin, sie promovierte an der Universität Zürich mit der Edition einer mittelhochdeutschen Psalmenübersetzung und blieb zeitlebens der Wissenschaft verbunden. In ihrer Gemeinde, der Jüdischen Liberalen Gemeinde Or Chadasch, entwickelte sie frauengerechte Liturgien mit und trug ihre Auslegungen zum Wochenabschnitt vor. Sie engagierte sich im jüdisch-christlich-feministischen Dialog und veröffentlichte wegweisende Arbeiten zu Frauenfragen im Judentum, die in den 1980er und 1990er Jahren im deutschsprachigen Raum, insbesondere in der Schweiz, breit rezipiert wurden. 

Yvonne Domhardt reflektiert über den Entstehungskontext der Biografie Marianne Wallach-Fallers sowie über deren Quellen jüdisch-feministischen Schaffens und Wirkens.


15:45 Uhr 
David Frankfurter: Ich tötete einen Nazi

Buchvorstellung und Diskussion mit David Frankfurters Sohn Moshe Frankfurter (Israel), Janis Lutz (Berlin) und Dr. Sabina Bossert (Zürich) in englischer Sprache
Moderation: Dr. Barbara Häne

Am 4. Februar 1936 erschoss David Frankfurter in Davos den NSDAP-Landesgruppenleiter der Schweiz, Wilhelm Gustloff. Damit war Frankfurter einer der ersten Juden, die sich dem nationalsozialistischen Unrechtsregime mit der Waffe entgegenstellten. Unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Haft hielt er 1946 gemeinsam mit dem deutsch-jüdischen Dichter, Journalisten und Religionsphilosophen Schalom Ben-Chorin seine Lebensgeschichte fest. Während seine Memoiren in Israel zweimal auf Hebräisch veröffentlicht wurden, sind sie – obwohl ursprünglich auf Deutsch verfasst – hierzulande noch weitgehend unbekannt.

Janis Lutz und Sabina Bossert haben im Rahmen der Ausstellung „Rache. Geschichte und Fantasie“ des Jüdischen Museums Frankfurt das Selbstzeugnis Frankfurters erstmals ungekürzt in deutscher Sprache herausgegeben. Welche gesellschaftliche, aber auch ganz persönliche Bedeutung haben sein Leben, seine Tat sowie seine Memoiren heute?



17:30 Uhr
Isidor. Ein jüdisches Leben

Lesung und Gespräch mit Shelly Kupferberg (Berlin)
Moderation: Dr. Anika Reichwald

Dr. Isidor Geller hat es geschafft: Er ist Kommerzialrat, Berater des österreichischen Staates, Multimillionär, Opernfreund und Kunstsammler und nach zwei gescheiterten Ehen Liebhaber einer wunderschönen Sängerin. Weit ist der Weg, den er aus dem hintersten, ärmlichsten Winkel Galiziens zurückgelegt hat, vom Schtetl in die obersten Kreise Wiens. Ihm kann keiner etwas anhaben, davon ist Isidor überzeugt. Und schon gar nicht diese vulgären Nationalsozialisten.

Anhand von Familienbriefen und Fotos, alten Dokumenten und Archivfunden zeichnet Shelly Kupferberg die Konturen eines erstaunlichen Werdegangs nach. Auf ihrer Spurensuche, die sie von Ostgalizien nach Wien, von Budapest nach Hollywood und Tel Aviv führt, stößt sie auf unzählige Geschichten: aufregende, verblüffende, komische und immer wieder tragische. (diogenes)



Abendprogramm

Ort: Houdini Kino, Badenerstrasse 173, 8004 Zürich
Eintritt: CHF 30, Abendkasse ab 19:00 Uhr vor Ort
Einlass ab 19:30

20:00 Uhr
Die Geträumten. Ein Liebesfilm von Ruth Beckermann

Filmvorführung und anschließendes Gespräch mit der Regisseurin
Moderation: Anita Hugi

THE DREAMED ONES Anja Plaschg, Laurence Rupp © Ruth Beckermann Filmproduktion

Um Liebe und Hass, um richtige und falsche Worte, geht es in dem Film „Die Geträumten“. Im Zentrum stehen Ingeborg Bachmann und Paul Celan, die sich im Nachkriegswien kennengelernt haben. Deren Briefwechsel bildet die Textgrundlage.

Die dramatische, rauschhafte, aber auch unendlich traurige Liebesgeschichte zwischen Bachmann und Celan beginnt 1948, als sie 22 und er 27 Jahre alt ist, und sie endet mit dem Suizid Celans 1971 in Paris. Für Ingeborg Bachmann ist es die große Liebe ihres Lebens, und doch hört sie nie auf, in ihm den Fremden zu sehen und ein bisschen wohl auch zu fürchten: einen Juden aus Czernowitz, dessen Eltern im Holocaust umgekommen sind, während sie selbst nichts dergleichen erlebt hat. Sie liebt ihn und stößt an Grenzen, an ihre eigenen und an seine. Es geht nicht immer nett zu in diesen packenden Briefen. In einem Moment des Zweifels fragt sie: „Sind wir nur die Geträumten?“

Zwei junge Schauspieler, Anja Plaschg und Laurence Rupp, treffen sich in einem Tonstudio, um daraus zu lesen. Die dramatisch schwankenden Gefühle der Briefe – zwischen Rausch und Verlustangst, Entzücken und Erschrecken, Nähe und Fremdheit – gehen auf die Schauspieler über. Aber sie amüsieren sich auch, streiten, rauchen, reden über Tattoos und Musik. Ob die Liebe damals oder die Liebe heute, ob Inszenierung oder Dokumentation: Wo die Ebenen verschwimmen, schlägt das Herz des Films. (Pressemitteilung)

Die Veranstaltung wird großzügig unterstützt von:

Madeleine und Albert Erlanger-Wyler-Stiftung


Tag des jüdischen Buches 2022

„Jews & Crime“

Im Fokus der diesjährigen Veranstaltung steht das Thema „Jews & Crime“. Judentum sowie Jüdinnen und Juden sind immer wieder in Relation zu Kriminalität gedacht worden, sei es, dass man sie kollektiv als Kriminelle betrachtete, sei es, dass die Kriminalität gegen Jüdinnen und Juden als prägend für die jüdische Geschichte angesehen worden ist. Der diesjährige „Tag des jüdischen Buches“ stellt sich den theoretischen, künstlerischen und literarischen Reflexionen eines oft mit verheerenden Konsequenzen gedachten Verhältnisses. 

Geplant sind Gespräche mit der Publizistin und Professorin Gisela Dachs zu „Geschichten aus der jüdischen Unterwelt“, mit der auf Comics spezialisierten Literaturwissenschaftlerin Joanna Nowotny zu kriminellen Figuren im Comic sowie mit dem Krimiautor und Literaturprofessor Alfred Bodenheimer zu seinem neusten Kriminalroman „Mord in der Straße des 29. November“ (2022). Im Abend-Musikprogramm werden der Violinist Dmitry Smirnov und die Sopranistin Bettina Gfeller auftreten und György Kurtágs „Kafka Fragmente op. 24“ spielen.

Die Veranstaltung findet am 29. Mai 2022 ab 11 Uhr im ComedyHaus / Théâtre a.part statt. Mit Ausnahme der Abendveranstaltung ist für alle Lesungen und Vorträge der Eintritt frei. Wir bitten Sie aufgrund der gegebenen Umstände dennoch um eine Voranmeldung unter: anmeldung@vjkw.ch

Ihre Karten (CHF 30.-) für das Konzert am Abend können sie dort ebenfalls reservieren, um Ihren Platz dafür sicher zu haben. Die Abendkasse ist zusätzlich ab 19:30 Uhr geöffnet.



Programm

11:00 Uhr

Vortrag und Lesung
Prof. Dr. Gisela Dachs (Jerusalem) 

Geschichten aus der jüdischen Unterwelt 

Es ist historisch belegt, dass Jüdinnen und Juden in der Diaspora eine geringere Kriminalitätsrate aufweisen als die Durchschnittsbevölkerung der Länder, in denen sie leben. Natürlich aber gab es auch Gesetzesbrecher*innen unter ihnen. Dass man sich für die Verbrecher*innen in den eigenen Reihen besonders schämte, hat mit dem antisemitischen Klischee vom „kriminellen Juden“ im Allgemeinen und dem „jüdischen Sexualverbrecher“ im Besonderen zu tun. In dem von Gisela Dachs herausgegebenen Jüdischen Almanach „Sex & Crime / Geschichten aus der jüdischen Unterwelt“ geht es unter anderem um schwarze Schafe, den Rabbiner als idealtypische Kommissarfigur oder die Strafgerichtsbarkeit in Torah und Talmud. 

Gisela Dachs ist Publizistin, promovierte Sozialwissenschaftlerin und Professorin am European Forum an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Sie berichtete mehr als zwanzig Jahre lang exklusiv für Die Zeit aus Israel und schreibt heute für die NZZ am Sonntag. Im Auftrag des Leo Baeck Instituts Jerusalem gibt sie seit 2001 den Jüdischen Almanach heraus.

Einführung: Dr. Anika Reichwald



14:00 Uhr

Vortrag
Dr. Joanna Nowotny (Bern)

Muskeljuden oder menschen? Von der „Kosher Nostra“ und jüdischen Verbrecherfiguren in Film und Comic

Im US-amerikanischen Kulturraum waren jüdische Gangster wie Meyer Lansky und Benjamin ‚Bugsy‘ Siegel in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts berüchtigt. Schon früh finden sich in den sogenannten Gangsterfilmen wie Let ‚Em Have It (Sam Wood, 1935) Echos der Faszination, die diese Gestalten auf die populäre Imagination ausübten. Doch zu dieser Zeit sind Gangster meistens nur implizit jüdisch codiert. Erst seit Neuerem finden sich gehäuft jüdische Gangsterfiguren in einem wesentlich jüngeren Medium, dem Comic. Solche Narrative werden in einer Geschichte der Konstruktion jüdischer Männlichkeit verankert, die speziell auf den Zwiespalt von Gewalt und Friedfertigkeit abhebt, von Juden als Tough Jews oder Muskeljuden und als friedliebende, altruistisch veranlagte menschen.

Joanna Nowotny ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Schweizerischen Literaturarchiv und Dozentin an der Universität Bern. Als Oberassistentin an der ETH Zürich (bis Ende 2020) war sie verantwortlich für die Edition der „Legenden der Juden“ von Louis Ginzberg. Sie studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie an den Universitäten Bern und Wien und promovierte 2017 mit einer Dissertation zu jüdischen Kierkegaard-Lektüren in Literatur und Philosophie.

Einführung: Dr. Anika Reichwald


16:00 Uhr

Lesung
Prof. Dr. Alfred Bodenheimer (Basel / Jerusalem)

Mord in der Straße des 29. November (Kampa Verlag, 2022)


Mitten im Lockdown werden die Knesset-Abgeordnete Ruchama Wacholder und ihr Ehemann Gil beim Spaziergang mit ihrem Hund Itztrubal auf offener Strasse erschossen. Als lasteten die Corona-Pandemie und der völlige Stillstand des gesellschaftlichen Lebens nicht schon schwer genug auf den Gemütern. Polizeipsychologin Kinny Glass geht der Fall auch persönlich nahe: Ihr Ex-Mann Ariel hat mit Gil Wacholder zusammengearbeitet. Auf dem Laufenden hält sie der leitende Ermittler Nissim – der allerdings nicht wirklich ihr „Neuer“ ist, wie Kinnys Tochter Mia behauptet. Mehrere Zeugenaussagen deuten auf einen islamistischen Terroranschlag hin, doch der Wirbel um regierungskritische Äußerungen von Ruchama Wacholder könnte auch ein parteipolitisches Motiv vermuten lassen. Als der Inlandsgeheimdienst den Fall an sich reißen will, soll Kinny im Namen der Polizei verhandeln. Wenn man sie schon einspannt, wird sie wohl auch ein wenig ermitteln dürfen, entscheidet die Psychologin. Dass Iztrubal am Ende bei ihr landet, macht ihr das Leben leichter: Gemeinsam mit dem Yorkshireterrier erlaubt sie sich trotz Ausgangssperre den ein oder anderen Spaziergang durch die leeren Straßen Jerusalems.

Alfred Bodenheimer ist Professor für Jüdische Literatur- und Religionsgeschichte an der Universität Basel und leitet seit 2010 das Zentrum für Jüdische Studien. Er promovierte zur Emigration von Else Lasker-Schüler nach Palästina, seine Habilitationsschrift „Wandernde Schatten. Ahasver, Moses und die Authentizität der jüdischen Moderne“ erschien 2002. Neben seinen wissenschaftlichen Arbeiten schreibt er auch Kriminalromane. Sein erstes fiktionales Werk, der Kriminalroman „Kains Opfer“, erschien im Jahr 2014.

Präsentation und Gespräch: Dr. Sylvia Battegay


20:00 Uhr

Konzert
Dmitry Smirnov (Violine) und Bettina Gfeller (Sopran)

György Kurtág „Kafka Fragments op. 24“

 
Kafkas Texte vertont – ein etwas anderer Zugang, den der für seine musikalischen Experimente berühmte, ungarische Komponist György Kurtág wählt. Der Vokalzyklus basiert auf Prosatexten aus dem Tagebuch Franz Kafkas sowie aus posthum veröffentlichten Briefen und Erzählungen und wurde 1987 fertiggestellt. Die ins Werk einfliessenden Texte Kafkas reichen von Notizen bis zu Erzählentwürfen und enthalten meist eine philosophische Dimension. Kurtág verwebt so ganz existenzielle Gedanken Kafkas mit der Musik. Das Werk besteht aus vierzig Liedern in vier Teilen von unterschiedlicher Länge. Dabei darf man sich von den unterschiedlichen Wendungen des Zyklus immer wieder überraschen lassen.

Dmitry Smirnov, geboren in St. Petersburg, studierte ab 2001 an der Spezialschule des Staatlichen Konservatoriums St. Petersburg, danach an den Hochschulen in Lausanne bei Pavel Vernikov und in Basel bei Rainer Schmidt. Er nahm an Meisterkursen von Irvine Arditti, Vadim Gluzman, Gabor Takács u.a. teil. Darüber hinaus beteiligte er sich an verschiedenen Wettbewerben und wurde mehrfach ausgezeichnet. Neben vielen Engagements weltweit gründete Dmitry Smirnov 2018 sein eigenes Ensemble „Camerata Rhein” in Basel.

Bettina Gfeller erlangte 2014 ihren Master of Opera an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin und sang bereits während des Studiums an der Deutschen Oper Berlin. Wichtige musikalische Impulse erhielt sie in internationalen Meisterkursen von Dame Felicity Lott, Angela Denoke und Juliane Banse. Bettina Gfeller pflegt ein breites Lied- und Konzertrepertoire, tritt als Solistin auf, u.a. mit Eroica Berlin oder dem Humboldt-Orchester, und ist außerdem als Schreiberin und Musikerin in der Basler Kleinkunst tätig.


Die Veranstaltung wird großzügig unterstützt von: 

Madeleine und Albert Erlanger-Wyler-Stiftung
Jakob und Werner Wyler-Stiftung
Saly Frommer Foundation


Tag des jüdischen Buches 2021

Weibliche Stimmen in der Literatur

Vortrag: Prof. Dr. Anat Feinberg (Stuttgart) 
Die weibliche Stimme in der hebräischen Literatur

In der hebräischen Literatur tritt die Frau als Autorin erst sehr spät in Erscheinung. Obwohl die Gleichberechtigung der Frau im modernen Israel in vielen Bereichen verwirklicht werden konnte, fehlte lange Zeit die weibliche Stimme in Lyrik und Prosa. Das macht es umso interessanter gerade am Tag der Frau nach einer Erklärung für dieses Phänomen zu fragen und sich mit den wenigen Ausnahmen zu befassen. Warum haben die Frauen so lang geschwiegen? Welche Rolle spielen Autorinnen in der zeitgenössischen israelischen Literatur? Diese und andere Fragen beantwortet der Vortrag am Beispiel ausgewählter Texte. 

Prof. Dr. Anat Feinberg lehrt hebräische und jüdische Literatur an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg. Sie ist unter anderem Herausgeberin und Autorin des Standardwerks „Rose unter Dornen. Frauenliteratur aus Israel“.

Einführung: Judith Stofer 
Lesung der deutschsprachigen Texte: Rachel Braunschweig




Im Gespräch: Lea Gottheil (Zürich)
Liäder, Poesie und andere literarische Spielarten


Bekannt wurde Lea Gottheil mit ihrem Roman „Sommervogel“, der aufreibenden Lebensgeschichte einer Frau – durchzogen von Hoffnungen, Enttäuschungen und schicksalhaften versprechen. Lea Gottheils literarisches Interesse prägte aber bereits ihre Schulzeit, nach der sie eine Lehre als Buchhändlerin antrat. Leichtfüssig bewegt sich die Zürcher Autorin in verschiedenen Genres. Neben Prosa und Lyrik, gehören auch Theaterstücke und Mundartlieder zu ihrem Repertoire. Im Gespräch berichtet sie von ihren schriftstellerischen Tätigkeiten, thematisiert die Rolle des Judentums in ihrem Leben und Schreiben und gibt Einblick in ihren neuen Roman „Elly“ – die Geschichte einer starken Frau.

Lea Gottheil (geb. 1975 in Uster) lebt als freie Autorin in Zürich. Neben ihrem Debütroman „Sommervogel“ (2009) verfasste die ehemalige Buchhändlerin  zahlreiche Theaterstücke, ein Kinderbuch und den Gedichtband „gläserne fuge“ (2018). Sie engagiert sich zudem in der Literaturvermittlung.

Präsentation und Gespräch: Dr. Anika Reichwald

Lea Gottheil; Foto: Videostill




Lesung: Mirna Funk (Berlin)
Zwischen Du und Ich (dtv)
 

Wenn Nike ihre Wohnung in Berlin-Mitte verlässt, muss sie am Stolperstein ihrer Urgroßmutter vorbei. Nike ist als Jüdin in Ostberlin aufgewachsen, jede Straße trägt Erinnerung, auch schmerzhafte. Als sie ein Jobangebot in Tel Aviv bekommt, nimmt sie an. Dort trifft sie Noam, er ist Journalist, seine Geschichte ist tief und komplex. Nike lässt ihn in ihr Leben, als ersten Mann seit Jahren. Doch zwischen ihr und Noam steht Noams Onkel Asher. Der ist vereinnahmend und brutal und setzt alles daran, dass Nike aus Noams Leben verschwindet. Furchtlos und berührend erzählt Mirna Funk von der Gewalt, die in Nikes und Noams Familiengeschichten steckt. Wie leben sie mit ihren individuellen Bruchstellen? Und wie können sie einander lieben?

Mirna Funks (geb. 1981 in Ostberlin) Debütroman „Winternähe“ wurde mit dem Uwe-Johnson-Preis ausgezeichnet. Seit zwei Jahren erscheint ihre monatliche Kolumne „Jüdisch heute“ in der Vogue. Sie arbeitet als freie Journalistin für diverse deutsche und israelische Publikationen. „Zwischen Du und Ich“ ist ihr zweiter Roman.

Präsentation und Gespräch: Dr. Sylvia Battegay

Sylvia Battegay und Mirna Funk; Foto: Videostill




Graziella Rossi und Helmut Vogel
„Ich hab’ noch einen Koffer im Exil“
Ein Abend über Else Lasker-Schüler in der Schweiz – und das Leben als Flüchtling


Als Else Lasker-Schüler im Frühjahr 1933 als Flüchtling aus dem NS-Deutschland nach Zürich kam, brachte sie nur das Nötigste mit, verteilt auf mehrere Taschen. Einen Koffer zu besitzen, erschien ihr dagegen geradezu als Privileg, zu dem sie durch die Bekanntschaft mit den Direktoren des Warenhauses Julius Brann an der Zürcher Bahnhofstrasse, Kurt Ittmann und insbesondere Hugo May, allerdings bald kam. Mit ihnen schloss sie eine höchst unge­wöhnliche „Indianer-Freundschaft“: die beiden unterstützen die Dichterin und Ihre Kunst, sie wiederum widmete den Direktoren nicht nur eigens Bilder und Gedichte; sie liebte auch das Warenhaus. So verband sich auf höchst ungewöhnliche Weise, was kaum fremder zu sein scheint: die Welt der Kunst und die Welt der Waren – und das mitten im Exil. Daraus entspannen sich Geschichten wie eben die eines Koffers…

Skript und Lesestimme: Prof. Dr. Andreas Kilcher
Musikalische Intermezzi: Gila Kilcher






Für die großzügige Unterstützung der Veranstaltung danken wir:






Saly Frommer Foundation
Madeleine und Albert Erlanger-Wyler-Stiftung
Jakob und Werner Wyler-Stiftung
Georges und Jenny Bloch-Stiftung




Tag des jüdischen Buches 2020

Programm

Aufgrund der sich zuspitzenden Situation mit immer weiter steigenden Zahlen an Infizierten mit SARS-Cov-2 und COVID-19-Erkrankten in der Schweiz wurde der „Tag des jüdischen Buches 2020″ kurzfristig abgesagt.


Tag des jüdischen Buches 2019

Programm


Tag des jüdischen Buches 2018

Programm

Von oben links nach rechts unten: Autor Dimitrij Kapitelmann, Hanno Loewy (links) vom Jüdischen Museum in Hohenems und Professor Andreas Kilcher, Autorin Lizzie Doron (links) im Gespräch mit Jennifer Khakshouri, Sängerin Astrid Ruff mit den Musikern des Ensemble Klezmanouche aus Strassburg.


Tag des jüdischen Buches 2017

Programm

Von oben links nach rechts unten: Dr. Anna Kawalko, Jereusalem und Warschau, Graziella Rossi und Helmut Vogel sowie an der Klarinette Martha Rüfli, Marcia Zuckermann, Berlin, Prof. Dr. Christoph Gutknecht, Hamburg, Tomer Gardi, Tel Aviv


Tag des jüdischen Buches 2016

Programm


Tag des jüdischen Buches 2015

Programm


Tag des jüdischen Buches 2014

Programm